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Menschen statt Maschinen

Der Berliner Selfpublishing-Dienstleister Epubli möchte den Markt in Großbritannien erobern. Die Expansions-Beauftragte Barbara Thiele erklärt im Interview, wie die Holtzbrinck-Tochter auf der Insel punkten will.
Ist der deutsche Selfpublishing-Markt zu klein?
Ich bestreite nicht, dass es eine Startup-Logik gibt, die darin besteht, eine gut geölte Maschine ohne allzu großen Aufwand auch international zu nutzen. Dennoch ist der Markt in Deutschland weder zu klein noch ansatzweise gesättigt.
Warum gehen Sie dann nach Großbritannien?
Für unsere Autoren bieten sich so noch größere Chancen, indem sie mit ihren Werken auch im Ausland präsent sind. Hinzu kommt, dass wir die Resonanz bei Autoren in Großbritannien testen wollen.
Wo der Wettbewerb noch größer ist als hierzulande?
In Großbritannien sind bislang nur US-Wettbewerber aktiv, insofern erzielen wir als europäischer Anbieter eine sehr positive Resonanz. 
Was können Sie besser als Amazon?
Wir können gezielter auf die Wünsche der Autoren eingehen als ein hochstandardisierter Akteur. Bei uns gibt es reale Personen, mit denen Autoren sprechen können.
Und doch stammen die meisten anglo-amerikanischen Selfpublishing-Erfolgsgeschichten von der vermeintlichen anonymen Maschine Amazon. Wie wollen Sie mit Ihrer auf der Insel noch unbekannten Marke punkten?
Wir bieten ein breites Distributionsnetzwerk an, in dem Amazon nur ein Anbieter unserer Titel ist. Unsere deutschen Autoren machen 60% ihrer Umsätze jenseits von Amazon, besonders bei Apple und Google.
Warum gibt es so wenige deutsche Durchstarter, obwohl doch 20% der Novitäten von Selfpublishing-Autoren stammen?
Es fehlt hierzulande noch vielen Autoren das Vertrauen, über den neuen Vertriebsweg ihre Inhalte zu veröffentlichen. Hinzu kommt, dass die Durchdringung des Marktes mit E-Books in den USA viel stärker ist – digitale Bücher treiben den Selfpublishing-Markt aktuell besonders stark an. Es wird aber nicht lange dauern, bis auch die deutschen E-Book-Bestsellerlisten ähnlich stark durchsetzt sind mit Selfpublishern wie in den USA. Wir haben aber auch schon heute ein solides Mittelfeld an Autoren, die ähnlich viel verkaufen wie herkömmliche Verlagsautoren. 
Was heißt das konkret?
Mehrere Hundert unserer Autoren verdienen im Jahr vierstellige Summen. Auch bei den fünfstelligen Umsätzen pro Jahr gibt es eine Reihe Autoren, von unserem Superstar Jana Falkenberg bin hin zu der Journalistin Tanja Kewes, die ihre „Handelsblatt“-Kolumnen als Buch und E-Book zweitverwertet. Ein relativ neuer Trend besteht darin, dass sich kleinere Verlage bilden, oft von Autoren angestoßen, die auf eigene Faust Imprints aufbauen und uns als Vertriebsplattform nutzen, darunter Nikola Richter mit Mikrotext. Diese Leute wollen sich auf ihre Arbeit als Verleger konzentrieren. Auf der London Book Fair werden wir eine Kooperation mit Frisch & Co. vorstellen, einem neu gegründeten Verlag, der sich auf die Veröffentlichung zeitgenössischer Literatur in englischer Übersetzung konzentriert.
Die Fragen stellte Daniel Lenz

Zur Person: Barbara Thiele

Ist Chief Product Officer bei Epubli (Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck). Die frühere Lektorin im Dietrich Reimer Verlag wechselte 2008 zu Epubli. Seit 2012 leitet sie die Internationalisierung des Unternehmens.

Kommentare

2 Kommentare zu "Menschen statt Maschinen"

  1. Irene Gronegger Ich denke nicht, dass die Umsätze, von denen Frau Thiele bei Apple und Google spricht, sich auf Print beziehen ;). Tatsache ist, dass im deutschen ebook-Markt Amazon eben nicht 95% Marktanteil hat, sondern der Großteil – nämlich fast 60% der eBooks – nicht über Amazon verkauft werden. Und das kommt natürlich den Self-publishing Autoren zugute, die sich breiter aufstellen und nicht exklusiv Amazon beliefern. http://www.boersenblatt.net/59

  2. Irene Gronegger | 16. April 2013 um 13:07 | Antworten

    „Unsere deutschen Autoren machen 60% ihrer Umsätze jenseits von Amazon, besonders bei Apple und Google.“ Hier dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Printausgaben von Epubli bei Amazon im Marketplace zu finden sind, wo pro Bestellung drei Euro Porto anfallen. Dann kann man auch gleich bei Epubli bestellen.

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