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Kein Jugendlicher sucht im Kinderteil Lektüreempfehlungen

Mit einem Offenen Brief protestiert die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen gegen die Auslagerung von Kinder- und Jugendbuch-Besprechungen bei der „Zeit“. Dass diese und die Berichte über den Kritikerpreis „Luchs“ künftig nur noch in der „KinderZeit“ und nicht mehr im normalen Feuilleton platziert würden, sei eine fragwürdige Entscheidung.    

In dem von 49 Verlagen unterschriebenen Brief heißt es wörtlich:

„Im Feuilleton wird üblicherweise über Literatur und über Bücher geschrieben. Genau das aber wird Kinder gar nicht und Jugendliche nur sehr begrenzt ansprechen. Dieselben Personen, die sich für Belletristik und Sachbuch interessieren und solche Bücher für sich selbst einkaufen, sind auch die Käufer von Kinder- und Jugendbüchern. Etwa 95% aller Kinder- und Jugendbücher werden von Erwachsenen gekauft. Jeder Buchhändler, jeder Verleger, jeder Autor freut sich, wenn die jungen Leser selbst in die Buchhandlung gehen und ihr Taschengeld oder Gespartes oder Geldgeschenk in Bücher umtauschen. In der Realität des Buchmarkts spielt dieses erfreuliche Phänomen jedoch nur eine winzige Rolle, denn die große Masse der Kinder und Jugendlichen, auch die aus bildungsintensiven Schichten, „kaufen“ selbst nur Medien, die für sie de facto gratis sind: Fernsehen, Internet und die öffentliche Bibliothek.

Wir erlauben uns diesen Hinweis auf das Bücherkaufen nicht deshalb, weil es uns vordergründig um das Geschäft geht (das zu befördern sie zu Recht nicht als Ihr Anliegen verstehen werden), sondern weil die Lektüre des Feuilletons ja zum Lesen der Bücher anregen und die Lektüre der Bücher selbst nicht etwa ersetzen soll (in der Regel ist der Erwerb eines Buches die Voraussetzung für dessen Lektüre).

Das ist einer von vielen Gründen, warum eine Kinderseite nicht der richtige Ort für Literaturkritik ist – mal abgesehen davon, dass höchst zweifelhaft ist, ob sich ein einziger Jugendlicher im Kinderteil seine Lektüreempfehlungen holen wird.
Einen anderen Grund hat Jutta Richter in ihrem (inzwischen von vielen namhaften Autoren unterzeichneten) offenen Brief vom 17. April eindringlich und klar zusammengefasst: wie und warum die Literatur für Kinder und Jugendliche ein Teil der Literatur und nicht ein Teil der Didaktik ist. Wir unterstützen diesen Brief ausdrücklich.“

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