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Francisco Ayala im Alter von 103 Jahren gestorben

4. November 2009. Ayala galt als einer der bedeutendsten spanischen Literaten und Denker. Vom Bürgerkrieg und von der Franco-Diktatur ins Exil getrieben, ist er nach der Rückkehr in seine Heimat mit allen bedeutenden Ehrungen der spanischen Welt ausgezeichnet worden: 1983 wurde er zum Mitglied der Königlich-Spanischen-Akademie, der Real Academia Española, ernannt, 1988 erhielt er den Premio Nacional de las Letras, 1991 den Cervantes-Preis, 1998 den Prinz-von-Asturien-Preis, 2004 schließlich den Premio Internacional Fundación Cristobal Gabarron de las Letras; in Stockholm war er bereits mehrfach für den Nobelpreis nominiert; ferner erhob man ihn 2004 – wie vor ihm etwa Günter Grass – zum Ehrenmitglied im Círculo de Lectores.

Ayala schrieb nicht nur Romane und Erzählungen, sondern auch soziologische Standardwerke und Literaturkritiken. Zudem übersetzte er Werke von Rainer Maria Rilke und Thomas Mann ins Spanische. Auf Deutsch erschien von ihm unter anderem eine Auswahl von Erzählungen unter dem Titel «Der Kopf des Lammes» (2003) und der Roman «Wie Hunde sterben» (2006), beide in der Manesse Bibliothek der Weltliteratur in viel gelobter deutscher Erstübersetzung durch Erna Brandenberger. Der promovierten Hispanistin und Germanistin war es seit der ersten persönlichen Begegnung mit Francisco Ayala 1969/70 ein Anliegen, ihn auch im deutschen Sprachraum bekannt zu machen: «Mit Jahrgang 1906 ist Francisco Ayala einer der letzten maßgebenden Zeugen des 20. Jahrhunderts. Er hat das Ende der bürgerlichen Gesellschaft und den Verfall der abendländischen humanistischen Werte miterlebt und als Hochschullehrer (er war während der Spanischen Republik Professor für Völkerrecht), als Wissenschaftler (sein dreibändiger ‹Tratado de sociología› von 1947 war jahrzehntelang Standardwerk) und als Schriftsteller kritisch begleitet – seit seinen avantgardistischen Anfängen im Umkreis von Ortega y Gasset, dann aus dem amerikanischen Exil und wieder in Madrid seit dem Ende der Franco-Diktatur.»

Francisco Ayalas bevorzugte Gattung ist die Erzählung – von der novellenartigen Geschichte bis zur impressionistischen Miniatur. Seine Figuren stammen aus allen Klassen, seine Themen aus den verschiedensten Ländern und Erdteilen, und sein an klassischen Mustern geschulter Stil wird mit großer Bewusstheit und Souveränität aus dem jeweiligen Inhalt heraus entwickelt. «In seinem Werk wahren selbst Niedertracht und Verzweiflung die Form», schrieb etwa Guido Graf in der Literarischen Welt vom 14.2.2004.

Für den profunden Literaturkenner und -kritiker Paul Ingendaay gehören manche von Ayalas Erzählungen «zur besten spanischen Prosa des Jahrhunderts» (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.4.2004) – «Mit fünfzig Jahren Verspätung können wir einen Schriftsteller von hohen Graden entdecken, der zum Bestand der europäischen Moderne gehört … Die Eleganz und makellose Klarheit seines Stils beförderten ihn ohne Umwege ins Regal der Klassiker.»

Seinen späten Ruhm kommentierte Francisco Ayala zuletzt anläßlich einer Dankesrede mit den Worten: «Ich war so unklug, mich selbst zu überleben, und finde mich nun im Glanz dieser Hommage wieder, für die ich dankbar bin und die mich ein wenig beschämt. Denn manch einer könnte sagen: Was machen Sie denn immer noch hier?»

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