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Akzente im Bücherfrühling

Auf der Leipziger Buchmesse (15. bis 18. März) schicken die Verlage ihre aktuellen Hoffnungsträger auf den Laufsteg, gleichzeitig gilt die Leistungsschau im Osten als erster großer Stimmungstest für die ganze Saison. Die neuen Themenfelder in diesem Jahr erläutert Oliver Zille (Foto), Direktor der Leipziger Buchmesse, im Gespräch mit buchreport.

© Messe Leipzig

Die Leipziger Buchmesse hat sich nach der Wende behauptet und einen festen Platz neben der großen Schwester in Frankfurt  eingenommen. Was macht Leipzig in der Branchenlandschaft einzigartig? 

Der wesentliche Unterschied zu Frankfurt: Leipzig ist vor allem eine Messe für die Leser. Es geht uns darum, die frischen Bücher des Frühjahrs an das Publikum zu bringen und alle Leseförderer und Literaturvermittler dabei einzubinden, seien es Bibliothekare, Buchhändler, Lehrer, Erzieher oder Literaturhäuser. Die Leipziger Buchmesse bietet Autoren und Verlagen eine breite Bühne, um zu einem wichtigen Zeitpunkt im Jahr Aufmerksamkeit für ihre Autoren und Programme zu erringen. In einer Flut von 90 000 neuen Titeln pro Jahr setzen wir im Bücherfrühling als große Marketingveranstaltung unübersehbare Akzente. Davon profitieren nicht nur die größeren Verlage, die im Buchhandel gut gelistet sind, sondern auch und vor allem die vielen mittleren und kleinen Verlage, die teilweise keine Präsenz mehr im Buchhandel haben und die deshalb auf den direkten Kontakt zum Publikum noch stärker angewiesen sind, als andere.

Bei aller Akzentuierung als Autoren- und Publikumsmesse wird in diesem Jahr der Schwerpunkt „Bildung“ auf der Messe noch einmal kräftig ausgebaut. Mit welcher Zielsetzung gehen Sie vor?

Wir wollen Lehrer und Erzieher, sowohl aus den neuen als auch aus den alten Bundesländern, enger an die Messe binden und damit natürlich auch den ausstellenden Bildungsverlagen ein weiteres Stück entgegenkommen. Es gibt in diesem Jahr ein großes Fortbildungsprogramm für diese Gruppen, das bildungspolitische Themen aufgreift aber auch neue Bildungspublikationen vorstellt. Der andere wichtige Aspekt: Die Leipziger Buchmesse ist auch eine große Leseförderungsmesse. Es geht uns bei allen Bemühungen immer auch darum, ein neues Lesepublikum zu gewinnen und junge Leute an das Medium Buch heranzuführen beziehungsweise den Umgang mit diesen Medien zu trainieren. In diesem Kontext gibt es auf der Buchmesse ebenfalls eine Menge von Veranstaltungen.

In Konkurrenz mit der Didacta, die ebenfalls Akzente setzen muss?

Im Gegenteil, wir kooperieren eng mit der Didacta und natürlich auch mit dem Verband Bildungsmedien. Es geht darum, eine Sache gemeinsam voranzubringen. Bildung ist ein nationales Thema, bei dem wir an einem Strang ziehen.

Eine neue Komponente der Leipziger Buchmesse ist der Preis „Schulbuch des Jahres“, der in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wird. Brauchen Lehrbücher ehrende Ritterschläge?  

Wir haben diese neue Auszeichnung gemeinsam mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung in Braunschweig ins Leben gerufen, um herausragende, innovative Lehrwerke zu würdigen. Die Kategorien des Preises gehen über den gesamten Fächerkanon, von den Sprachen bis zu hin den Mint-Fächern, also Mathematik, Information, Naturwissenschaft und Technik. Mit dem Preis wollen wir vor allem auch Anreize für die Qualitätsentwicklung von Bildungsmedien schaffen. Er soll außerdem unsere Ansprüche als wichtige Bildungsmesse nachhaltig untermauern. 

Und den Lehrerinnen und Lehrern legen Sie den „Leipziger Lesekompass“ in die Mappe …                   

Bei diesem Projekt, das wir mit der Stiftung Lesen ins Leben gerufen haben, geht es um herausragende Angebote für die Leseförderung. Nach Altersklassen gegliedert, werden 30 aktuelle Kinder- und Jugendbücher sowie Lernsoftware präsentiert, die sich nach Meinung der Jury besonders für die Leseförderung in Schulen und Kindertagesstätten eignen. Die Lehrer können den Leipziger Lesekompass mit begleitenden Büchern und Materialien im Unterricht einsetzen. Das ist deutschlandweit ein einzigartiges Instrument, Leseförderung an den Schulen zu betreiben und den Leseunterricht zu gestalten. Wir erwarten uns davon auch, dass neuere, aktuellere Bücher im Unterricht stärker eingesetzt werden.

Als neue Zielgruppe nehmen Sie in diesem Jahr erstmals Autoren in den Blick, die auf der Messe bislang vor allem Akteure sind. Brauchen Autoren Nachhilfe? 

Leipzig ist – wie bereits gesagt – tatsächlich ein Laufsteg für Autoren. Wir haben aber auch festgestellt, viele neben ihrem Auftritt auf der Messe sowohl einen fachlichen Austausch suchen als auch Informationen über Angebote von Dienstleistern einholen, die sie für ihre eigene Arbeit nutzen können. Unser neues Veranstaltungsprogramm autoren@leipzig greift das auf und widmet sich vor allem der Frage, wie die fortschreitende Digitalisierung das Verhältnis von Autor und Verlag verändert. Darüber hinaus wird es aber auch Workshops geben, in denen es zum Beispiel um die Verbesserung des persönlichen Auftretens oder die Optimierung von Lesungen geht. Außerdem wird es eine Reihe von Fachveranstaltungen geben, beispielsweise zur Textarbeit oder zur Verlagssuche.

Alle Messen wetteifern gerne mit Aussteller- und Besucherzahlen. Werden auch in Leipzig wieder die Rekorde purzeln?

Spitzenmarken werden wir in diesem Jahr vor allem bei der Einzelbeteiligung von Ausstellern erreichen. Wachstum um jeden Preis ist aber nicht unser Ziel. Wichtig ist, dass wir unser Profil weiter schärfen und an unseren Stärken als Autoren- und Publikumsmesse arbeiten.

Die Fragen stellte Rainer Uebelhöde.
Aus: buchreport.magazin 3/2012 (hier zu bestellen). 

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